Wilfried Ullrich und Christian Becker sind die Chefs der STAWAG. Hier erklären die beiden, welche Strategie sie für Klimaschutz und saubere Energie verfolgen.
Ihr habt letztes Jahr ein sogenanntes Klimapaket vorgestellt. Worum geht’s da?
Christian: Wir arbeiten seit vielen Jahren daran, die Energieversorgung für Aachen klimafreundlicher zu gestalten – durch Energiesparen, Kraft-Wärme-Kopplung und vor allem durch den Ausbau von Wind- und Solarenergie. Schon heute erzeugen wir in 20 Windparks und 12 Solarfeldern grünen Strom. Nun wollen wir diese Mengen verdoppeln und so klimaneutral werden.
Wilfried: Wir haben uns für 2030 klare Klimaziele gesetzt. Neben der Stromerzeugung möchten wir bis 2030 den Wärmebereich umstellen – weg von der Kohle hin zu dezentraler und möglichst regenerativer Energie. Darüber hinaus unterstützen wir die Bürgerinnen und Bürger bei der Nutzung der Solarenergie, beim Austausch ineffizienter Heizungen und beim Stromsparen.
Wie kriegt ihr das hin?
Christian: Zu einer klimafreundlichen oder sogar klimaneutralen Wärmeversorgung zu kommen, ist sicherlich eine der größten Herausforderungen. Aktuell arbeiten wir intensiv daran, die hocheffiziente Nah- und Fernwärme auszubauen und „grün“ zu machen. Konkret wollen wir die Wärme, die wir heute noch aus Weisweiler beziehen, spätestens bis 2030 durch umweltfreundliche Wärme ersetzt haben. Dabei setzen wir auf mehrere Säulen, etwa auf die Nutzung regenerativer Tiefengeothermie und Solarthermie und auf mehr dezentrale Blockheizkraftwerke. Eines davon arbeitet schon auf dem RWTH-Campus Melaten, in dem anderen befinden wir uns gerade. Das wird Ende dieses Jahres in Betrieb gehen.
„Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von den Energieversorgern, dass sie sich im Klimaschutz engagieren – dieser Verantwortung wollen wir gerecht werden.“
Christian Becker, Vorstand der STAWAG
Was ist das Besondere an dem Blockheizkraftwerk?
Christian: Das Besondere ist, dass dieses Blockheizkraftwerk außer mit herkömmlichem Gas sowohl mit Biomethan als auch mit einer Beimischung von grünem Wasserstoff laufen kann. Damit können wir einen 100 Prozent ökologischen Brennstoff einsetzen, der die im Blockheizkraftwerk erzeugte Wärme und den dort erzeugten Strom klimaneutral macht. Flankierend dazu bereiten wir ein lokales Wasserstoffprojekt vor. Dazu errichten wir in unserem Windpark Aachen-Nord einen Elektrolyseur, mit dem wir grünen Wasserstoff für Busse der ASEAG erzeugen werden – dieser wäre auch für das Blockheizkraftwerk nutzbar.
Apropos: Was tut ihr für Elektromobilität?
Wilfried: Wir stellen immer mehr Ladesäulen auf, da sind wir im Vergleich zu anderen deutschen Städten jetzt schon spitze. Und da kommt gerade sogar noch mehr Schwung rein: Im letzten Jahr allein haben wir gemeinsam mit der Stadt Aachen rund 400 neue Ladepunkte aufgebaut. Das ist wichtig für Leute, die keinen Stellplatz haben und ihr Auto auf der Straße parken. Die sollen ja auch ein E‑Auto fahren können.
Christian: Bald kommen HPC-Ladeparks an den großen Ausfallstraßen oder zentralen Stellen hinzu, bei denen man nur noch etwa zwanzig Minuten zum Tanken braucht.
„Strom und Wärme werden wir ab 2030 komplett nachhaltig liefern.“
Wilfried Ullrich, Vorstand der STAWAG
Was passiert in Sachen Klimapaket im Jahr 2022?
Wilfried: Wir sind stolz, dass wir gleich zu Beginn des Jahres einen wichtigen Meilenstein erreicht haben: Seit dem 1. Januar 2022 sind wir reiner Ökostromanbieter geworden, denn wir liefern unseren Privat- und kleineren Gewerbekunden ausschließlich Ökostrom. Unabhängig davon erhöhen wir das Tempo beim Bau von Windparks und Solarfeldern – in diesem Jahr gehen drei weitere Windparks ans Netz. Insgesamt haben wir noch über 90 Windkraftanlagen bundesweit und in der Region in unserer Projektpipeline. Alles grün und selbstgemacht.
Warum ist euch das Klimapaket so wichtig?
Wilfried: Die STAWAG ist ein Unternehmen der Stadt Aachen. Das heißt: Die STAWAG gehört sozusagen den Aachener Bürgerinnen und Bürgern. Wir fühlen uns der Stadt und der Gesellschaft verpflichtet. Deshalb wollen wir mit unserem Klimapaket die ehrgeizigen Klimaziele der Stadt unterstützen und so dazu beitragen, die Auswirkungen der Klimakrise zu minimieren.
Christian: Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von den Energieversorgern einen solchen Beitrag. Und alle, die in unserem Unternehmen beschäftigt sind, wollen diesen Beitrag leisten. Wir sehen uns mit in der Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft – dieser Verantwortung wollen wir so gut wie möglich gerecht werden.